Feature-Mo< Zurück 28.02.2009
Von Burnie Leitner
Wer sich dieser Tage ein Grazer Derby anschauen möchte, ist wohl oder übel dazu gezwungen, sich mit der Regionalliga Mitte zu begnügen. Nach dem die beiden Grazer Großklubs mit gewaltigen Finanzproblemen zu kämpfen hatten, blieb kein Stein mehr auf dem anderen. STURM wurde zum Ausbildungsverein und der GAK musste sogar in die Tristesse der Regionalliga absteigen. Doch es gibt noch einmal 90 Minuten Derbyfieber der nostalgischen Art zu erleben...
Der Grazer Filmemacher Markus Mörth, der 2007 mit seinem Dokumentarfilm „Dinge von größter Leichtigkeit“ bereits sehr viel Gefühl und Menschenkenntnis bewies, widmet sich dieser Tage nicht mehr den Schicksalen des Flüchtlingshauses St. Gabriel sondern einem ganz anderen Thema – sein neues Werk, wieder ein Dokumentarfilm, beschäftigt sich mit der Hassliebe der beiden Grazer Fussball-Klubs SK Sturm Graz und dem G.A.K.
Von den Gründervätern bis zu den Konkursanträgen, von Aufstieg bis Abstieg, über Meistertitel, Championsleague und Cup lässt Markus Mörth seine Erzähler, darunter Ikonen wie Mario Haas, Franco Foda oder Anton Ehmann, die letzen 87 Jahre Sturm und GAK sehr emotional Revue passieren. Der bereits mehrfach preisgekrönte Filmemacher beweist einmal mehr viel Gespür für ein Thema, das ganz Fussball-Graz in zwei Lager spaltet(e).
Beginnend mit einem sehr vorwurfsvollen Blick auf die Verantwortlichen der beiden Klubs, welche 2008 durch ihre Konkursanträge bis dato an ihrem Tiefpunkt angelangt waren, führt der geliebte Feind noch einmal durch Höhen und Tiefen der Klubgeschichten und zeigt auch die menschlichen Abgründe, die sich hinter diesen farbenfrohen Fassaden auftun.
Im Leben gibt es immer Gerechtigkeit, früher oder später! Im Fussball noch mehr! - Ranko Popovic (ehem. Sturm Spieler)
Ein absolutes Muss-Sehen für alle Freunde des Grazer Fussballs, die dieses Kribbeln vor, während und nach einem Derby schmerzlich vermissen. Bereits jetzt ist „der geliebte Feind“ der 2. erfolgreichste steirische Dokumentarfilm hinter Alfred Schwarzenbergers „6 Tage und die Mopedfrau“. Darum haben wir auch gleich Regisseur Markus Mörth zu einem Interview geladen:
Hallo Markus und danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Wenn du dich vielleicht zu Beginn kurz vorstellst?
M.M., Absolvent der Hochschule für Film und Fernsehen München, freier Regisseur und Drehbuchautor.
Welchem Lager ist denn Markus Mörth zuzuschreiben?
Eine schwierige Frage, die ich nicht ganz beantworten kann. Am ehesten dem Erzählkino, das ich sehr liebe.
Markus, wie entstand die Idee diesen Film zu drehen? Es gibt ja auch ein Buch mit demselbigen Titel, wenn ich recht informiert bin, von deinem roten Pendant.
Das Buch ist von Wolfgang Kühnelt und mir. Wir haben gemeinsam die Recherche für Buch und Film gemacht und beides erarbeitet. Das Buch ist wie ein Ergänzungsband zum Film, mit allen Anekdoten, die im Film nicht Platz hatten.
Ist „der geliebte Feind“ die Rettung der rot-schwarzen Haßliebe?
Die Hassliebe ruht ja jetzt. Und das ist gar nicht mal so schlecht. Jetzt kann man sich nostalgisch an die Derbys und auch an den Feind erinnern. Das ist doch schöner als sich zu hassen!
Im Film wird deutlich gemacht, dass der GAK zur Gründungszeit der „elitäre Akademikerklub“ war, während der SK Sturm mehr so etwas wie der „Arbeiterklub“ war. Gibt es diese Stereotypen auch heute noch?
Definitiv. Wobei sich, vor allem durch Sturms Erfolge, alles etwas durchmischt hat. Aber die Gesinnung – elitär beim GAK und umfassend bei STURM – trifft noch heute ins, pardon, Schwarze.
Wie wird man Sturm- und wie GAK-Fan?
Da wird man meist hineingeboren. Entweder hat man ein schwarzes oder ein rotes Umfeld. So wächst man auf und ehe man sich versieht, ist man vom Fieber infiziert! Ich war immer schon Sturm-Fan, aber gerade in meiner Zeit in München (10 Jahre), habe ich Sturm so richtig lieben gelernt. Es ist wie bei einer Beziehung: Manchmal lässt der Abstand die Liebe wachsen.
Noch ein Nachsatz: „Die in Sehnsucht leben, wachsen zu Riesen“, schrieb Werner Schwab. Und diese Sehnsucht – nach Toren, Siegen und großen Momenten – bindet einen Fan ehern an den eigenen Klub.
Was waren für dich die berührendsten und was die schlimmsten Momente in der fast 90jährigen Geschichte des Grazer Derby?
Ich habe auch sehr schlimme Momente erlebt, aber das hat mich nur noch stärker an Sturm gebunden. Früher war ein Derby anders – da war das Drumherum wie Wetten, Diskussionen etc. wichtiger. Heute zählt nur mehr das Ergebnis.
Erinnern kann ich mich an einen Tag, an dem wir, mein Vater und ich, einen Esel aus Preding geholt haben, damit ein roter Kollege seine verlorene Derbywette einlösen konnte. Ich erinnere mich auch gerne an das letzte Derby-Tor von Mario Haas, das zugleich wunderschön und bitter war – es wird für längere Zeit eben das Letzte sein.
Glaubst du an ein Comeback des GAK in der Bundesliga? Und auf welchem Platz siehst du den SK Sturm nach dieser Saison?
Ich hoffe auf ein Comeback des GAK – ohne die Roten ist es ein wenig langweilig geworden. Ich verstehe aber auch eine Kollegin, die sehr froh ist, dass die Derbys erst mal zu Ende gegangen sind. Sie haben uns immer sehr viel Nerven gekostet!
Ich hoffe, Sturm kommt da hin, wo sie hingehören – unter die ersten drei.
Nach der EURO-Phorie war durch Ruzowitzkys Oscargewinn und im Jahr darauf durch Götz Spiemanns Nominierung auch so etwas wie eine Film-Euphorie in Österreich zu spüren. Öffnen nun die Filmförderstätten ihre Geldbeutel für die Potenz die sich offensichtlich in Österreich befindet, oder wird er eher durch die Finanzkrise wieder kleiner?
Es ist gut, dass über den österreichischen Film nun positiv geredet wird. Das hat er sich verdient. Bitte auch ins Kino gehen!!! Die Aufstockung der Mittel wäre zu wünschen. Das wird – auch aufgrund der Finanzkrise – sicher nicht einfach.
Wohl war... wie das dann aber aussieht wenn der Geldbeutel dann doch einmal geöffnet wird, könnt ihr hier im Trailer sehen.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!